Ein Leserbrief
Admin: Dieser Eintrag hat eine hohe "Inzidenz" (im alten Blog)! Das zeigt mir die derzeitige Statistik (im alten Blog). Man weiß nicht wieso, aber das ist wohl egal. Als Anhänger der jeweils aktuellen Strömungen ist es für mich daher folgerichtig, den Eintrag auf die erste Seite zu stellen.
Wohlsein!
PS: Einer der Kommentatoren ist schon verstorben. Ein Anderer ist schon längst nicht mehr Bürgermeister! PPS: Der Ex-Bürgermeister hat sein “Blog” eingestellt und äußert sich jetzt über Facebook. Das zur Lage der Nation…

Es ist schon erstaunlich, dass Kritik – von Seiten der Verantwortlichen in unserer Stadt – sich immer erst dann rührt, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.
Noch erstaunlicher ist es, dass – wie in diesem Fall – niemand davon etwas gewußt haben will – weder der Landeskonservator – der die Bebauung in dieser Form hätte verhindern können (wie soll man sonst seine Aussage werten),
Zitat: Paarmann: “Ich möchte mein Entsetzen darüber zum Ausdruck bringen, was derzeit in der Schleswiger Altstadt geschieht.”
noch die Kommunalpolitik, die sich erst dann kundig machte, nach dem Anwohner die Bebauung kritisch hinterfragten.
Es ist für mich unverständlich, dass bei derlei sensibler Bebauung – Landeskonservator und Kommunalpolitik sich so wenig um das optische Erscheinugsbild eines Bauwerkes kümmern – und auch der Bürger in seiner Protesthaltung im Regen stehen gelassen wird.
Dass dann das Bauamt die Genehmigung nach allgemeiner Bestimmung der Landesbauordnung erteilt, ist verständlich.
Warum ist es nicht möglich, dass sich beide “Institutionen” – Landeskonservator und Kommunalpolitik – in regelmäßigen Abständen vom jeweiligen Bauamt Baugenehmigungsanträge für sensible Bereiche – sei es Örtlichkeit oder Bauwerk selber – vorlegen lassen und unabhängig von der Landesbauordnung die Ausführung begleiten?
Wobei – die nächste optische Umweltverschmutzung wird nicht lange auf sich warten lassen.
So soll es nun in Kürze dem zwischenzeitlich total verkommenen “Hotel Stadt Hamburg” und dem alten Fachwerkhaus aus dem 17.Jahrhundert – das allerdings optisch einwandfrei erscheint – an den Kragen gehen.wobei aus meiner Sicht der städtbauliche Schaden mindestens ebenso groß ist.
und touristisch attraktives Stadtbild das es für kommende Generationen zu sichern gilt, ist. Denk Mal! – Das sagten die sogar selbst, die Denkmalpfleger.
Jetzt ist Panik im Rathaus, weil man flächenintensives Gewerbe in die Danfoss-Hallen locken will. Man soll sich da noch freuen, dass Danfoss in der Region geblieben ist, in Flensburg….
Ne, ne, so eine Strategie ist zu kurzsichtig; da schiebt man die Gewerbebetriebe im Stadtgebiet hin und her, mit 10 Jahren Abstand; wer gewinnt sind die Baulandverkäufer, auswärtige Strassenbauer und Strassenlampenproduzenten. Wer bezahlt? Die örtlichen Steuerzahler, die immer weniger werden und haben!
Es ist schon seit Generationen gesagt worden: Was Schleswig trägt und dauerhaft hat, ist Kultur! Kulturhauptstadt des Landes! Damit kann man auf lange Sicht externes Geld verdienen, das internen Umsatz erzeugt; mit nichts anderem!
Militär verschwindet! Öffentliche Verwaltung wird minimiert, höre Ausbildungsstätten kann man nicht mehr nach Schleswig kriegen. Rohstoffe? Salzlake? Ich lach mir ‘nen Ast!Mit jedem alten Haus, das in der Altstadt fällt, mit jedem nicht konsequent stilmässig gediegen durchdachten Neubau, mit jedem Kitschbau, vermindert sich die Menge an Kröten, die aus den Taschen der Wohnmobilbesizter u.a. kriecht, und in den schlanken städtischen Haushalt fliesst.
Womit, Schleswiger- und Umlandschleswiger, wollt Ihr überhaupt noch Geld verdienen? Mit Zuckerrüben? Haha? Jetzt heissen die Rüben Mais; das geht dann mal 50 Jahre gut; oder sind die Anlagen schon nach 20 Jahren abgeschrieben? Und dann? wenn die Stadt voller (steuerlich abgeschriebener) Schuhkartons steht?Ach ja?: Neue Schuhkartons bauen, die auch keiner mehr sehen will, der ausserhalb der Stadt aufgewachsen ist. Frag doch mal die Leute aus Bochum, Karlsruhe oder Milano, warum die in Schleswig anhalten? Frag’ doch mal Hamburger Sponsoren und Magnaten, warum die ihre Vermächtniss im Schloss Gottorf unterbringen?
Und denkt mal daran, wenn die Stadt auf diese Weise attraktiv ist, oder war, ob das nicht ein Standortfaktor auch für produzierende Gewerbe ist, wie Danfoss usw.? Warum meint so ein Mobilcom-Boss denn, dass seine Villa am Besten fast auf der Möweninsel platziert ist? Doch wohl nicht, weil man von da aus den Roten Elefanten so gut sieht, oder sich im Post-Kalten-Krieg von der BUWeh so hervorragend behütet fühlt? Oder weil man vielleicht bald auch in Salzlake schwulern kann, anstatt in grüner Schleibrühe?das ist ein effekt, der in allen städten schleswig-holsteins anzutreffen ist…
Liebe leute, schaut euch eure eigene stadt an…und seht mal die schönen seiten und klagt nicht an. öffnet eure augen und seht, wie schön eure eigene stadt ist. wer die augen verschließt….sieht die welt nicht mehr.
hat jemand etwas schönes beizutragen????
viele grüße
thorsten dahl
Admin: Im Blog des Bürgermeisters kann man hier und hier etwas zum Thema dieses Eintrags nachlesen. Ach ja, Schönes aus Schleswig findet man wohl auf verschiedenen Seiten – was ich ja auch gerne mal verlinke – viele viele bunte Fotos eben.
Norbert: Im Grunde schreibt Herr Dahl nur Nichtssagendes. Natürlich hat Schleswig noch schöne Ecken. Nur! Die werden immer weniger oder von gesichtslosen Neubauten verschandelt.
Wir Kritiker sind ja nicht blind.
Nach dem Krieg wurde viel gesündigt, alleine um Wohnraum zu schaffen; d.h. aber nicht, daß man heute so weitermachen muß. Ich habe oft den Eindruck, daß dieser Spruch im Rathaus weit verbreitet ist:
Was kümmert es den Baum, wenn sich die Sau dran scheuert.
Jochen: Hier geht’s nicht darum, dass Kritiker gebeten werden, aktiv zu werden. Hier geht’s darum, dass die drastische Verschlechterung des Stadtbildes und der historischen Substanz, von der die Stadt Schleswig auch noch in 100 Jahren leben soll, verhindert wird. Verhindern einer langjährigen Tradition in Schleswig, in der die politische Mehrheit immer wieder im entscheidenden Moment auf vermeintliche Gewinnmöglichkeiten hinweist oder von Schimmelpilzbefall faselt (Sogar Hausschwamm kann man kurieren, das kostet eben nur beträchtlich, lässt sich aber durchführen, vor allem, wenn man Gebäude nicht fahrlässig jahrelang vernachlässigt und leerstehen lässt, eben um Pilze zu befördern). Hier sollen sich die Verantwortlichen angesprochen fühlen, verantwortlich für das aktive Zerstören von Substanz. Wer die Verantwortlichen sind? Das Bauamt? Ich kann mir gut vorstellen, dass die nach all den Jahren und der vielen Bürgerkritik eigentlich auch eine Verantwortung tragen, um eine andere, politisch gestützte Verwaltung in der Altstadt zu initiieren.
Das hätte schon zu Zeiten der Altstadtsanierung nach dem Lange-Strasse-Desaster von dieser Seite angestossen werden sollen.Heute freut man sich über den Ausbau des Stadthafens und über die unübersehbare Masse von Wohnmobilen. Behandelt man den Holmer Segelverein immer noch stiefmütterlich? Dass der noch existiert und blüht und jetzt wieder mehr Holzkähne auf der Schlei fahren, ist meiner Einschätzung nach (ich bin kein Mitglied und stehe dem Verein nicht nahe) alleine privaten Initiativen zu verdanken; ich nehme an, nicht immer sehr ermuntert von den städtischen Politikern oder der Verwaltung, in Sachen Liegeplatz und Räumlichkeiten.
Steht der Bürgermeister, der sich hier angesprochen fühlt (er distanziert sich auf seinem eigenen Blog und bittet, doch selbst aktiv zu werden, mit der Lektüre von ISEK und mit Vorschlägen), in der Verantwortung? Thorsten Dahl kann man es nicht vorwerfen, was da schief läuft, glaube ich. Er handelt im begrenzten und streng überwachten Auftrag und versucht sein Bestes, ohne Zweifel. Ihm sollte aber ein Landeskonservator (und ein Landesarchäologe) zur Seite stehen, mit Kompetenz, Verwaltungsdruck und politischer Teamarbeit in Richtung Landesparlament, anstelle das Stadtbauamt auszuschimpfen, die letztendlich nur in die Welt gesetzt ist, um Brandkatastrophen und Erdbebenschäden an der Bausubstanz zu verhindern, die Menschenleben kosten würden, wenn jeder baut wie er will.
Und hier kommt’s: Das Landesamt für Denkmalpflege, sowohl in Sachen aufgehendes Mauerwerk und unter der Erde trägt die Verantwortung. Von hier aus kann man Druck machen und Gesetzesnovellierungen vorschlagen sowie Finanzierungsmodelle entwickeln, wohlgemerkt in enger Kooperation aber verwaltungsmässig unabhängig von einer Stadt Schleswig; nur zusammen kann man solch ein Komplex aus dem politischen Windschatten und in den Brennpunkt von Strukturentwicklung befördern; und nur hier sitzt die legitime Kompetenz, die sich Kritik in letzter Konsequenz glaubhaft erlauben darf, wenn man in die Enge der politischen Debatte gerät.
Ich wollte mich ja gerne an der Entwicklung der Stadt beteiligen; dazu müsste ich mich aber ja entweder in den politischen Vereinen engagieren, den Auftrag als Gutachter oder Angestellter des Landeskonservater erhalten, oder selbst Landeskonservator sein. U.a. da ich im Ausland wohne, ist das alles ein wenig schwierig. Darf ich deswegen keine Meinung vortragen, eben hier, im Klassentreffen, das auch von der Liebe zum alten Schleswig getragen wird?
Es ist die höhere Prioritierung des Einsatzes hier und die Umwidmung von Investitionen zu fordern, sowie eine schlagkräftige Anwendung eines kulturhistorisch-ästhetisch begründete Bauaufsichtsplanes zu fordern, von kompetenten Mitarbeitern einer von der Stadtverwaltung unabhängigen Behörde. In Schleswig stellt sich nicht mehr die Frage, ob man sich einer solchen Praxis unterwerfen will (es muss ja nicht gleich rigoroser Denkmalschutz heissen), ist schon keine Frage mehr. Will man das Familiensilber erhalten, ist man verpflichtet dazu, auch als privater Bauherr, an Fassadegestaltung und an Infrastruktur und Silhouettenpflege mitzuwirken. Das kostet und belastet ausgewählte Grundstücke wirtschaftlich. Da wo das zum Verfall führen würde, muss man öffentlich stützen. Muss ich hier den tiefen Teller neu erfinden? Nein, öffentliche Sanierungsmassnahmen und Strukturentwicklungspläne sind ja genau die Mittel, mit denen man Wirtschaft in der Peripherie aufrecht erhalten will. Ich meine nur, man muss Fremdenverkehr und kulturgeschichtliches Erbe wesentlich, sprich wesentlich, höher werten, wirtschaftlich!
In dem kleinen dänischen Dorf mit viel historischer Bausubstanz, in dem ich wohne, gibt es z.B. einen Bebauungsplan, der einen Teil der Grundstücke mit Regeln belegt, die die Besitzer stark einschränken und z.T. wirtschaftlich belasten, sogar ohne öffentliche Subventionsmöglichkeiten oder Steuererleichterungen. Wir dürfen so z.B. nur mit bestimmten Gebäudeausmassen und -höhen bauen. Die Wahl von Fassadematerial und Dacheindeckung ist eingeschränkt, und die Platzierung der Gebäude sowie die Grösse der Parzellen ist ebenso reglementiert. In andere Kommunen gibt es auch solche Regeln, teilweise sogar mit finanziellen Kompensationen und Fördermitteln. So etwas ist in Schleswig-Holstein nicht unbekannt. Stadtkernsanierung, Dorferneuerung, Programm Nord usw. Ich schreibe also weiss Gott nicht von Utopien und ideologischen Visionen! Das Füllen der bald baufälligen Danfosshallen tut’s nicht alleine; es flutscht nur besser in einem (immer) noch attraktiv(er)en Standort. Frag mal Fielmann oder Hamburger Magnaten beim Besuch von Schloss Gottorf! Oder: Was spricht eigentlich für Urlaub in Schleswig, wenn es auch in Wolgast oder besser noch im Strand bei Danzig sein kann?
So, dann will ich mir mal das ISEK beim Bürgermeister abholen.
Beste Grüsse Jochen
Norbert: “Irrsinn überall: Schleswig, komm zu dir!” Dieser Tag ist auch hier im Blog mit vielen Kommentaren!!! Einfach mal bei “Google-Suche im Klassentreffen” eingeben.
Susanne: Ich gehe davon aus, dass der Eigentümer von Stadt Hamburg und dem Fachwerkhaus die Stadt ist. Gab es ein Bürgerbegehren? Wurden Stimmen gegen den Abriss gesammelt? Wurde in SL ein Bürgerkomitee gegründet? Die in Stralsund gegründete Stiftung zur Erhaltung der Altstadt hat sogar das Innenministerium davon überzeugt, dass erstmals im Land eine sogenannte fakultative Verbrauchsstiftung zugelassen wird.Das bedeutet, dass über die Zinserträge hinaus jedes Jahr ein geringer Prozentsatz des Kapitals für denkmalpflegerische Projekte ausgegeben werden kann- aber nicht muss.Auf diese Weise sichert sich der Verein einerseits die Langlebigkeit der Stiftung, eröffnet sich aber anderseits auch die Möglichkeit größere Vorhaben zu unterstützen. Wie sieht es mit einer SL- Altstadt-Stiftung aus?
Jürgen Jürgensen:
Moin zusammen, meine Güte, hier wird ja Geschütz aufgefahren, dass einem die Ohren klingeln. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung wird, bei allem Verständnis, mit gewissen Ausführungen die Verhältnismäßigkeit reichlich verfehlt.
Die Klagen hinsichtlich städtebaulicher Fehlentwicklungen lassen sich auf die meisten vergleichbaren Städte anwenden. Allenthalben wird der Verlust insbesondere alter Bausubstanz beklagt, anstatt keineswegs selbstverständliche Restaurierungsinitiativen hervorzuheben. Dies trifft natürlich auch auf Schleswig zu. Insofern ist Herrn Dahl ausdrücklich beizupflichten. Es entspricht einer der Zeiterscheinungen, dass Politik im allgemeinen und Kommunalpolitik (und damit die Leistungsfähigkeit der bürgerlichen Klasse) im Besonderen überfordert wird. Wer das bestehende System grundsätzlich akzeptiert, muss mit gewissen Fehlentwicklungen leben. Selbstverständlich auch in Schleswig.
Und liebe Frau Römer, Bürgerbegehren gegen den Abriss bestimmter Häuser in Schleswig? Oder eine Stiftung zur Erhaltung der Altstadt in Schleswig? Ich bitte Sie…
Ihr Vergleich mit Stralsund hinkt natürlich in jeder Beziehung. Ich bin gerade Freitag aus Stralsund zurück, wo ich mich mal wieder ein wenig umgesehen habe. Dort war in 40 Jahren des real existierenden Sozialismus Bausubstanz unwiederbringlich dem Verfall preisgegeben,so dass die von Ihnen angedeuteten Maßnahmen wahrhaft angemessen sind. Ich erspare mir die Vorstellung, wie es in Schleswig unter Stralsunder Umständen heute aussehen würde. Also bitte: Lassen wir doch die Kirche im Dorf. Aber nichts für ungut.
(Der Admin hat sich erlaubt, die bilder-losen Texte nach eigenem Belieben zu illustrieren)
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